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- Eine hohe Beziehungsqualität zwischen Unternehmen und ihren MitarbeiterInnen macht das Unternehmen widerstandsfähiger und trägt zu einer schnelleren Regeneration bei.
- Um die Beziehungsqualität zu steigern, müssen Vertrauen aufgebaut, Zufriedenheit gefördert und MitarbeiterInnen transparent informiert werden.
- Unternehmen gehen gestärkt aus einer Krise hervor, weil die Widerstandsfähigkeit und unterstützendes Verhalten von MitarbeiterInnen langfristig beibehalten wird.
Das Jahr 2020 traf Unternehmen überraschend und hart. Während sie noch damit beschäftigt waren die Folgen der ersten Corona-Welle abzufangen, kam bereits der nächste Lockdown. Inmitten der zweiten Welle erscheinen Gedanken an ein Danach naiv. Sind diese Gedanken bereits jetzt berechtigt? Dass diese nicht nur berechtigt, sondern sogar wichtig sind, zeigt eine aktuelle Studie des amerikanischen Wissenschaftlers Young Kim.
Solidarität – auch im eigenen Unternehmen
Laut dem Young Kim lohne es sich für KommunikationsmanagerInnen, in die interne Kommunikation zu investieren. Eine starke Beziehung zwischen Unternehmen und ihren MitarbeiterInnen trägt laut den Studienergebnissen nach dazu bei, dass ein Unternehmen eine Krise übersteht und nach der Krise schneller zu einem geregelten Ablauf zurückkehrt. Der Grund dafür ist einfach: MitarbeiterInnen, die sich dem Unternehmen verbunden fühlen, unterstützen in Krisenzeiten und werden selbst zu KrisenmanagerInnen. Und von denen kann man bekanntlich nie genug haben. Solidarität ist also nicht nur während der Pandemie ein wichtiger gesellschaftlicher Wert, auch innerhalb des Unternehmens hilft sie, die Krise schneller zu überwinden. Aber eine Beziehung aufzubauen und zu pflegen ist Arbeit und braucht Zeit. Deshalb gilt es, MitarbeiterInnen frühzeitig in das Krisenmanagement einzubinden, sie zu informieren und ihr Vertrauen und ihre Zufriedenheit stärken.
Die Natur macht es vor
Das Konzept dahinter ist nicht neu. Bienenvölker wenden diese Krisenstrategie bereits an. Einen überlegenen Feind in der Gruppe anzugreifen ist wirksamer als das alleine zu tun. Wird ein Bienenstock von einer Hornisse angegriffen, stürzen sich die Bienen deswegen gemeinsam auf die Hornisse. Sie bilden eine Glocke um den Feind, in der die Temperatur so weit ansteigt, bis die Hornisse einen Hitzetod stirbt. Die Bienen sind weniger temperaturempfindlich als die Hornisse und überleben die Hitze. Auch in Unternehmen ist es die Widerstandsfähigkeit, gepaart mit einer gemeinsamen Verteidigungsstrategie, welche das Unternehmen vor Schaden durch die Krise bewahrt.
Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker
Und es gibt weitere Gründe für Optimismus. Die Krise sei laut Einschätzung des Wissenschaftlers eine Chance, um die Unternehmenskultur langfristig zu verbessern. Angestoßen durch die Corona-Krise, verwarfen oder modernisierten Unternehmen verstaubte interne Strukturen. Sicherheitskonzepte, Digitalisierung und Home-Office – seit Jahren führen diese Themen zu Diskussionen. Aber erst die Krise zwang Unternehmen dazu, entsprechende Pläne schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. Auf der einen Seite bedeutet eine Krise deswegen ein Risiko, auf der anderen Seite aber auch Fortschritt. Unternehmen mit einer guten Beziehung zu ihren MitarbeiterInnen können diese Chance nutzen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Laut der Studie akzeptiere die Belegschaft Veränderungen besser und behalte sich das solidarische Verhalten über die Krise hinweg bei. Die Krise ist gewissermaßen der Startpunkt, um die gesamte Organisation langfristig widerstandsfähiger und produktiver zu machen.
Die Antwort lautet also: Ja, man sollte bereits jetzt über ein Danach nachdenken. Es lohnt sich für Unternehmen nicht nur eine Strategie für den Umgang mit der Krise, sondern auch eine Strategie für den Wiederaufbau nach der Krise zu entwickeln. Informierte und zufriedene MitarbeiterInnen sind bereit, sich für das Unternehmen einzusetzen – sowohl in der Krise, als auch darüber hinaus.
- Die Studie untersuchte den Einfluss von Beziehungsqualität auf die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens nach Krisen.
- Es wurden 830 MitarbeiterInnen bezüglich ihrer Beziehung zum Unternehmen, der Widerstandsfähigkeit der Organisation und der Absicht, sich für die Regeneration des Unternehmens einzusetzen, befragt.
- Die Daten wurden anhand eines Strukturgleichungsmodells ausgewertet.
AutorIn
Jana Wagner