Agiles Arbeiten – nur eine Modeerscheinung? Von wegen! Eine Studie zeigt, wie Scrum als eine agile Methode den Erfolg von Projekten steigern kann.
„Keine Sorge, wir sind agil!“, war die Antwort eines Kollegen auf meine Mitteilung, dass ich etwas spät dran bin. Er meinte wohl „flexibel“, aber heute muss ja alles agil sein – Teams, Abteilungen, ja ganze Unternehmen. Ein modisches Buzzword schlechthin. Dabei ist agiles Arbeiten eine ausgearbeitete und an bestimmte Grundsätze gebundene Methode.
Die Grundlage: das Manifest
Nein, nicht das von Karl Marx, sondern das sogenannte „Manifest für agile Softwareentwicklung”. Dieses Wertesystem optimiert den oft als linear und bürokratisch empfundenen Prozess der Programmentwicklung. Der Schlüssel: Regelmäßige und offene Rücksprachen zwischen dem Kunden und Anbieter. Es gelten drei wesentliche Prinzipien:
- Menschen und ihre Kommunikation miteinander haben Vorrang vor einzelnen Tools, Vorgängen oder Dokumenten
- Die Kooperation zwischen allen Projektteilnehmern ist wichtiger als Verhandlungen über strittige Kleinigkeiten
- Die Beteiligten sollten durchweg anpassungsfähig bleiben und für Planänderungen offen sein
Kurz, agile Arbeitsweise ist dynamisch und fußt auf Kommunikation, Kooperation und Flexibilität.
Waren das gerade nicht auch nur leere Buzzwords?
Nein, agiles Arbeiten ist sehr praxisnah. Eine der beliebtesten Techniken dazu ist Scrum. Danach besteht ein Projekt aus mehreren Teilphasen (den Sprints), die jeweils mit einer Vor- und Nachbesprechung beginnen bzw. enden. Aber auch während eines Sprints halten die Beteiligten täglich Rücksprache miteinander – die Scrum-Meetings. So erfolgt die Arbeit Zug um Zug und in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber, der jeden Schritt der Planung und Entwicklung nachvollziehen und mitgestalten kann.
Lohnt sich der Aufwand?
Die Antwort liefert eine langjährige Studie von Professor Ng, die er auf Basis von Feedback-Befragungen zu seiner Lehrveranstaltung „Capstone Program“ an der University of Asia and the Pacific (Philippinen) durchgeführt hat. Im Rahmen dieses Programms können IT-Studierende in Kleingruppen einfache Software-Lösungen für verschiedene lokale Unternehmen entwickeln.
Wie Ng vermutet hat, zeigten sich die Firmen deutlich zufriedener mit den Softwares und der Zusammenarbeit, nachdem angehende Experten den Scrum-Ansatz in ihren Projekten umgesetzt haben. Auch der Großteil der Studierenden empfand die Arbeit als effizienter.
Ist Scrum also immer gut?
Ja, aber man muss sich dabei an das Manifest halten. So scheiterte eines der Projekte, weil die Studierenden alle Prinzipien missachtet haben. Beispielsweise konnten sie sich lange nicht auf eine Programmiersprache einigen. Außerdem haben sie die Scrum-Meetings nicht als Möglichkeit genutzt, Probleme offen anzusprechen.
Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass die Dauer der Sprints das Endergebnis positiv beeinflussen kann: Projekte des zweiten Jahrgangs, deren Sprints von 20 auf 30 Werktage ausgedehnt wurden, waren erfolgreicher als ihre Vorgänger.
Was nutzt es jetzt?
Die Schlussfolgerungen aus der Studie lassen sich auch in der PR-Branche umsetzen, gerade weil es sich hierbei um ein sehr dynamisches Feld mit sich schnell ändernden Umwelt- und Rahmenbedingungen handelt.
Ng bestätigt, dass beide Seiten von der im agilen Ansatz angelegten kontinuierlichen Kooperation profitieren: Der Kunde erhält eine Lösung, die exakt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist, auch wenn seine Vorstellungen erst im Laufe der Entwicklung konkret werden oder gar sich ändern. Gleichzeitig reduzieren regelmäßige Besprechungen für den Beauftragten das Risiko, dass der Auftraggeber am Ende unzufrieden ist und die aufgebrachten Ressourcen damit „für die Katz” waren.
Key Facts
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Methode
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