PR-Praktiker müssen neue Aufmerksamkeitsstrategien entwickeln. Dabei sollten sie insbesondere vier Trends im Blick behalten.
Hörst du mir eigentlich zu? Diese Frage hat fast jeder schon einmal zu hören bekommen. Auch PR-Praktiker stellen sie ihren Zielgruppen Tag für Tag aufs Neue. Denn Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut und kann schnell wieder verloren gehen – besonders in der digitalen Welt. Um den zunehmend breiter werdenden Graben zwischen unbegrenzter Information und begrenzter Aufmerksamkeit zu überbrücken, müssen PR-Praktiker neue Aufmerksamkeitsstrategien entwickeln.
Chris Galloway von der Massey Universität in Neuseeland, hat vier Trends identifiziert, die dabei beachten werden sollten: Kommunikation über Bilder, smartphone-gerechte Mobile-PR, das Internet der Dinge und das sogenannte Information Foraging.
Mobile Beziehungspflege
Bilder schaffen das, was Worte oft nicht können: Sie erwecken eine Idee zum Leben, vermitteln Emotionen und bleiben im Gedächtnis haften. Sie machen Komplexes schnell verständlich. All das ist für Kommunikationsprofis nicht neu. Trotzdem fordert Galloway, dass PR-Praktiker im Kampf um Aufmerksamkeit noch mehr auf Bilder setzen. In einer Branche, die traditionell auf längere Texte wie Pressemitteilungen oder Broschüren setzt, bedeutet das ein Umdenken.
Zudem wird es in der Smartphone-Ära immer wichtiger, die Aufmerksamkeit mobiler Nutzer zu erreichen. Dabei geht es nicht darum, sie zum Kauf der neuen Armbanduhr oder eines dritten Paar Sneakers zu bewegen. Sondern es geht um das Kerngeschäft der PR: Beziehungen aufbauen und das über neue Wege wie Smartphones oder Tablets.
Bots und Beute
Ein weiterer Trend, den Galloway identifiziert hat, ist das Internet der Dinge. Gegenstände sind dort miteinander vernetzt und tauschen Daten aus – Fitbit oder Apple Watch sind dafür aktuelle Beispiele. Laut dem Wissenschaftler wird das Internet der Dinge die Verteilung von Aufmerksamkeit in Zukunft stark prägen. Für die PR spielen in diesem Zusammenhang vor allem Bots eine Rolle. Bots arbeiten wie Redakteure: Sie werden so programmiert, dass sie bestimmte Botschaften verbreiten, oder in einer bestimmten Art und Weise auf andere Botschaften reagieren. Bots können so eine Flut an Informationen in die digitale Welt pumpen und durch die schiere Masse andere Botschaften erdrücken.
Beim Information Foraging schließlich geht es darum, dass Internetnutzer sich wie hungrige Raubtiere auf der Suche nach Beute verhalten, oder in diesem Fall: nach Informationen, die sie brauchen. Dabei folgen sie der vielversprechendsten Spur – der, die am wenigsten Aufwand bedeutet. Die PR kann hier versuchen, die „Raubtiere“ in ihrer Wahrnehmung von Kosten und Nutzen einer bestimmten Spur zu beeinflussen und sie damit auf die richtige Fährte locken.
Aufmerksamkeit für die Aufmerksamkeit
Viele Chancen – aber auch Risiken – ergeben sich aus diesen Trends für die PR im Kampf um Aufmerksamkeit. Muss also angesichts dieser Veränderungen alles anders werden? Keinesfalls. Es geht in erster Linie immer noch darum, attraktive Inhalte zu schaffen. Damit diese dann aber die Nutzer erreichen, sollte gezielt eine Strategie entwickelt werden: PR-Praktiker müssen der Aufmerksamkeit zukünftig mehr Aufmerksamkeit schenken.
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Weiterlesen: Galloway, C. (2017). Blink and they’re gone: PR and the battle for attention. Public Relations Review, 43, 969-977.