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Agentur? Nein danke! – Erwartungen des PR-Nachwuchses

Lesedauer: 4 Minuten

Generation Y: die Kommunikationsmanager von morgen und ihre selbstbewussten Erwartungen an das Berufsleben.

m Jahr 2002 hatten gerade einmal zwei Prozent der PR-Schaffenden Public Relations studiert. Durch die Professionalisierung der akademischen PR-Ausbildung in Deutschland steigt der Anteil der Direkteinsteiger. Mit der Generation Y treten Young-Professionals mit neuen und hohen Erwartungen in die Arbeitswelt.

Die Generation Y

Die Generation Y (1980-1999) ist geprägt von Globalisierung, technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel. Aus ihr stammen die ersten Digital Natives. Sie sind mit dem Internet und den damit verbundenen Möglichkeiten aufgewachsen, sie schätzen es, aus Möglichkeiten zu wählen und Dinge zu individualisieren. Die Generation Y ist selbstbewusst, gut informiert, karrierebewusst, anpassungsfähig, leistungsfähig und -willig. Die Selbstverwirklichung ist ihnen – privat und im Beruf – sehr wichtig.

Spezialisierung und Erwartungen

Eine Studie der Wissenschaftlerinnen Janne Stahl und Ulrike Röttger von der Universität Münster aus dem Jahr 2015 zeigt: 96 Prozent der PR/Kommunikationsmanagement-Studierenden möchten in ihrem Fachbereich arbeiten, 90 Prozent davon im Kommunikationsmanagement eines Unternehmens. Die Studenten sehen sich selbst als „generalistische Spezialisten“. Das heißt: Einerseits streben sie eine Spezialisierung auf ein konkretes Arbeitsfeld an. Andererseits möchten sie allgemeine Kenntnisse besitzen, um in anderen Kommunikationsbereichen aushelfen zu können. Zu den beliebtesten Arbeitsfeldern des Kommunikationsmanagements zählen, laut den Wissenschaftlerinnen, die Mitarbeiterkommunikation (57 Prozent) und die Markenkommunikation (56 Prozent). Mit 30 Prozent liegt die Online-Kommunikation trotz des wachsenden Marktes und der online-affinen Studierenden verhältnismäßig weit hinten. Unbeliebt sind stark spezialisierte Arbeitsfelder (beispielsweise Issues Management) und Kommunikationsbereiche, die nicht in jedem Unternehmen zu finden sind (beispielsweise Standortkommunikation).

Work-Life-Balance sehr wichtig

Von ihrem Arbeitgeber würden die Young Professionals vor allem eine gute Arbeitsatmosphäre erwarten. Wichtig seien ein fairer und kollegialer Umgang, ein offenes Arbeitsklima und die Anerkennung durch Kollegen und Vorgesetzte. Das Unternehmen als solches sollte einen guten Ruf als Arbeitgeber haben. Der PR-Nachwuchs lege großen Wert darauf, dass die Kommunikationsabteilung innerhalb des Unternehmens eine hohe Akzeptanz besitzt und die direkten Vorgesetzten gut zu erreichen sind. Soziale Faktoren wie das Geschlechterverhältnis und die Diversität seien weniger wichtig. Wie von der Generation Y zu erwarten, seien den PR-Studierenden ein zufriedenstellender Lebensstandard, der Spaß an der Arbeit und die Work-Life-Balance sehr wichtig.

Berufseinstieg und Karriereverlauf

Nach dem Studium wünschen sich die Absolventen, so Stahl und Röttger, eine Arbeitsstelle, bei der sie eigenständig arbeiten können und trotzdem intensiv angeleitet werden. Damit verknüpft seien die Erwartungen an Aufstiegsmöglichkeiten. Im Vergleich dazu würden die Young Professionals auf Dauer eine unbefristete Arbeitsstelle und flexible Arbeitszeiten erwarten. Mittelfristig sei ihnen wichtig, dass sie die Möglichkeit bekommen, sich weiterzuentwickeln. Mehr als die Hälfte der Studierenden möchte als Junior-Manager einsteigen. Nach drei Jahren Berufserfahrung sähen sie sich als Projektleiter und nach sieben Jahren als Senior-Manager. Mit anderen Worten: Die Kommunikationsexperten von morgen sind karrierebewusst und streben führende Positionen an. Das durchschnittlich genannte Wunsch-Einstiegsgehalt liege bei 3.123 Euro brutto pro Monat. Das genannte Mindestgehalt von 2.379 Euro brutto monatlich liege deutlich unter dem tatsächlichen Einstiegsgehalt von ca. 2.700 – 3.000 Euro brutto im Monat. Die Studierenden würden in erster Linie auf der Homepage eines Unternehmens und in Online-Portalen nach offenen Stellen suchen. Die Bedeutung von Social Media im Bewerbungsprozess sei hingegen nur mittelmäßig. Ihrem Selbstbewusstsein bliebe die Generation Y treu. Mehr als 90 Prozent der Masterstudierenden würden sich initiativ bewerben.

Fazit

Die Young Professionals im Bereich der PR sind typische Vertreter ihrer Generation. Sie haben konkrete Erwartungen an ihre Arbeitgeber und stellen selbstbewusste Forderungen. Im Gegenzug dafür bieten sie eine hohe Leistungsbereitschaft und übernehmen Verantwortung. Auf die Frage „Why“ sollten Unternehmen ihnen mit einer langfristig angelegten Arbeitgebermarke antworten.

15-06-03_Merke
  • Wichtig ist den PR-Machern von morgen: ein zufriedenstellender Lebensstandard, Spaß im Beruf und eine positive Arbeitsatmosphäre, Fairness und kollegiale Zusammenarbeit, Work-Life-Balance, Jobsicherheit, gute Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten
  • Social Media ist weder als Arbeitsfeld noch für den Bewerbungsprozess wichtig
  • Employer Branding ist die Voraussetzung, um Young Professionals anwerben zu können
Methode-Button
  • Online Fragebogen (Juni – Juli 2014)
  • Stichprobe: 191 Master-Studierende mit dem Schwerpunkt PR/Kommunikationsmanagement
  • Kritik: Perspektive der weiblichen Studierenden überwiegt (84% Frauen, 16% Prozent Männer)

Weiterlesen: Stahl, J., & Röttger, U. (2015). Karriere im Kommunikationsmanagement: Berufserwartungen der Kommunikationsexperten von morgen (Nr. 8). Forschungsberichte zur Unternehmenskommunikation.

© Foto von Ian Schneider auf Unsplash

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