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Gut strukturierte interne Kommunikation – ein Wachstumsbooster für Start-ups

Lesedauer: 4 Minuten

Ein Start-up zu gründen und zum Erfolg zu führen ist keine einfache Aufgabe: Zunächst müssen Gründer:innen ihre Idee erfolgreich bewerben, um Investor:innen für sich zu gewinnen. Mit dem erhaltenen Startkapital müssen sie ein funktionierendes Unternehmen aufbauen, das sich seinen Platz auf dem Markt sichern kann. Aber wenn diese Hürden erst einmal überwunden sind, wird es doch deutlich einfacher – oder? Nicht ganz. Denn auch nach dem (erfolgreichen) Start des eigenen Unternehmens auf dem Markt kann noch einiges schief gehen. Ein essenzieller Baustein für eine erfolgreiche Entwicklung eines Start-ups ist die interne Kommunikation, die sich mit zunehmender Größe ebenfalls weiterentwickeln muss. Die Forscher:innen Wolf, Godulla, Beck und Neubert von der Universität Leipzig haben in ihrer Studie aus dem Jahr 2022 untersucht, wie der Status Quo der internen Kommunikation in deutschen Startups ist und wie er nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen sein sollte.

Die Top 5 Handlungsempfehlungen

Key Facts
  1. Die interne Kommunikation sollte an die Entwicklungsphase des Start-ups angepasst werden
  2. Ableitung der Kommunikationsstrategie aus der Unternehmensstrategie sollte zum Standard werden
  3. In der Markteinstiegsphase sollten für mehr Stabilität des Unternehmens zunächst die Mitarbeiter:innen an das Unternehmen gebunden werden, bevor über eine Optimierung der Kommunikationsabläufe nachgedacht wird
  4. Es sollten Regeln für die Kommunikation über verschiedene Kanäle aufgestellt werden, um die Produktivität zu erhöhen
  5. Werkzeuge zur internen Problemlösung wie (Krisen-)Meetings oder Notfallpläne sollten möglichst früh in die Kommunikation beziehungsweise das Unternehmen generell integriert werden

Große Unterschiede zwischen den Entwicklungsstufen

Den Forscher:innen zufolge durchlaufen Start-ups drei Phasen nach ihrer Gründung, in denen auch die interne Kommunikation unterschiedliche Formen annimmt. Die Markteinstiegsphase (etwa ein Jahr) geht mit einer geringen Zahl an Mitarbeiter:innen einher. Hier ist die interne Kommunikation noch wenig strategisch und eher ungeordnet, da die Gründer:innen noch größtenteils unter sich sind und ihren Fokus auf die Entwicklung einer gemeinsamen Idee für das Unternehmen legen. Erst ab der zweiten Phase, der Stabilisierungsphase (etwa ein weiteres Jahr), beginnen die Unternehmensleiter:innen, die Kommunikation zu professionalisieren. Dies wird auch zunehmend notwendig, weil das Unternehmen in dieser Phase bereits bis zu 15 Mitarbeiter:innen umfassen kann, wie die in der Studie befragten Start-ups zeigen. In der dritten und letzten Phase, der Wachstumsphase, werden bisherige Kommunikationsabläufe noch einmal überarbeitet und weiterentwickelt, um sie an die weiter steigende Anzahl an Mitarbeiter:innen anzupassen.

Interne Kommunikation bringt Struktur und fördert das Wachstum

Dabei sollte die interne Kommunikation besonders an drei Stellen eingesetzt werden: Neue Mitarbeiter:innen zu integrieren, Regeln für die Interaktion festzulegen und umfangreichere oder kompliziertere Aufgaben zu koordinieren. Diese werden je nach Phase des Unternehmens unterschiedlich wichtig. Bei wenigen Mitarbeiter:innen wird es den Forscher:innen zufolge eher als wichtig angesehen, die Mitarbeiter:innen an das Unternehmen zu binden und somit zu gewährleisten, dass das Start-up funktioniert. Hierzu bietet sich authentische, direkte und wechselseitige Kommunikation an, weil diese das Vertrauen der Angestellten steigert und gleichzeitig den Grundstein für Innovation und Weiterentwicklung legt. Dabei ist es egal, ob sie im persönlichen Gespräch oder über digitale Kanäle erfolgt. Während in dieser Phase die Kommunikation noch unstrukturiert ablaufen kann, sollten spätestens ab der zweiten Phase Regeln für die Kommunikation und Interaktion eingeführt werden. Hierbei machen die Forscher:innen Gründer:innen mit unternehmerischer Erfahrung als einen grundlegenden Vorteil aus, um die Teamchemie und -struktur zu steigern – immerhin wird der Großteil der Kommunikation in diesem Stadium noch von ihnen selbst abgewickelt. Sie bemängeln jedoch, dass die Kommunikationsverantwortlichen die interne Kommunikationsstrategie hierbei meist nicht an der Unternehmensstrategie ausrichten.

Flüssige Abläufe durch Absprachen

Aber auch, wenn die Kommunikationsstrategie noch nicht an die Unternehmensstrategie angepasst ist, kann ein Start-up, wenn es sich schließlich etabliert hat, von der Vorarbeit profitieren und die Kommunikationsverantwortlichen haben es leichter, interne Abläufe zu koordinieren und einen flüssigen Workflow bei Projekten zu gewährleisten. Solange das Start-up noch klein und dynamisch ist, lassen sich diese auch noch recht einfach anpassen. So können zum Beispiel auch Strategien zur Problembewältigung wie Meetings und Notfallpläne später hinzugefügt werden, die nach den Erkenntnissen der Studienautor:innen in vielen solcher Unternehmen noch fehlen.


  • Methode: Literaturrecherche und qualitative Interviews mit Vertreter:innen deutscher Start-ups
  • Stichprobe: 38 Artikel aus 17 akademischen Journals sowie Interviewpartner:innen aus 12 Start-ups (jeweils 4 pro Entwicklungsstufe)
  • Erhebungszeitraum: Artikel wurden zwischen Januar 2010 und Juni 2020 veröffentlicht; Interviews wurden von Juni bis August 2020 geführt

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