Die künftige Führungsriege hat bisher wenig Vertrauen in die eigenen Kenntnisse der PR-Ethik. Was können Arbeitgeber tun?
ertreter der „Generation Y“ haben häufig bereits vor dem Eintritt in das Berufsfeld der Public Relations ein Ethik-Training absolviert. Trotzdem fühlen sich nur wenige dazu befähigt anderen Ratschläge zu erteilen. Wie kann diese Barriere aufgehoben werden? Ist die soziale Identität dafür ausschlaggebend und wie kann diese gefördert werden? Eine Studie eines US-amerikanischen PR-Berufsverbandes sucht Antworten. Für die Studie wurden die Mitglieder der Gruppe Young Professionals des Berufsverbandes Public Relations Society of America (PRSA) befragt, die in den Jahren zwischen 1981 und 2000 geboren sind. Aus weiteren Studien zur sogenannten Generation Y geht hervor, dass diese Gruppe Konflikte und Diskussionen ethischer Natur eher vermeidet, als sie zu thematisieren. Im Jahre 2025 wird allerdings ein Großteil der jetzigen „Vermeider“ in Führungspositionen arbeiten und daher ausschlaggebend für den künftigen Kurs der PR-Arbeit sein, die an die Generation Z übergeben wird. Die Verantwortung der Vorgesetzten besteht also darin, das bestehende Selbstverständnis und die PR-Ethik aufrecht zu erhalten. Die Studie untersucht hierzu, auf welchem Wege dies an einigen Stellen bereits erfolgreich durchgeführt wird und gibt praktische Hinweise.
Soziale Identität durch Mentoring
Neue Mitarbeiter und besonders Berufseinsteiger müssten sich mit den Regeln und Verhaltensnormen innerhalb des Unternehmens sowie die an sie gestellten Erwartungen erst vertraut machen. Ein Mentoring durch Kollegen werde in so einem Fall gern angenommen und könne das Einleben deutlich vereinfachen. Zusätzlich könne bei ethischen Fragen ein kollegialer Austausch als Hilfestellung dienen. Mehrr als 60 Prozent der Befragten holen sich Rat bei ihrem direkten Vorgesetzten ein, wenn dieser als Ansprechperson verfügbar ist. Auf diese Weise könne nicht nur der Vermeidung von Problemstellungen entgegengewirkt werden, sondern es werde auch das Teilen und Gewinnen von Erfahrungswerten vorangetrieben. Bestätigt wird dies durch die Teilnehmer der Studie: Mentoring steigere das Gefühl der eigenen Befähigung anderen einen Rat zu erteilen.
Vom Anfänger zum Profi
Denkbar im Sinne der Sozialisation mit dem Thema PR-Ethik wären auch zusätzliche Maßnahmen wie tiefergehende Trainings als Webinars, Konferenzen oder Weiterbildung. Die Bereitstellung einer Auswahl aus diesem Maßnahmen-Pool ist besonders wichtig, weil die Umfrage ergab, dass nicht jeder eine als ausreichend empfundene Vorbildung auf dem Gebiet hat. Diejenigen, die das Thema Ethik zwar in der Schule, nicht aber während ihrer Ausbildungszeit hatten, fühlten sich oftmals unzureichend ausgebildet und unvorbereitet, um selbst ethische Ratschläge zu erteilen.
PR-Ethik gehört dazu
Neben der PR-Ethik sei auch das „ethische Gewissen“ innerhalb eines Unternehmens wichtig. Bezeichnet wird damit die Rolle eines berufserfahrenen PR-Praktikers, der Bedenken äußert, wenn Handlungen des Unternehmens das Potenzial haben ethische Probleme zu verursachen, die weitreichende Folgen haben. Einige PR-Praktiker siedelten den Verantwortungsbereich dieses „Gewissens“ in der Rechtsabteilung an, weil es ihre vermutete Berufskompetenz überschreitet. Doch mehr als 80 Preozent der PR-Praktiker und PR-Lehrenden sehen laut Studie die ethische Beratung als Teil des PR-Berufsfeldes an. Das betont zusätzlich, wie wichtig es ist, Berufseinsteiger an diese Aufgabe heran zu führen, weil diese auch häufig nicht erwarten, ethischen Problemen bei der Arbeit zu begegnen.
Schützenhilfe für die Zukunft der PR-Ethik
Anders als beim weiter verbreiteten Mentoring böten bisher noch deutlich zu wenige Arbeitgeber Trainings an, die den Young Professionals die Möglichkeit bieten Kenntnisse zu vertiefen. Das vorhandene Wissen werde häufig als zu gering eingeschätzt, um anderen Ratschläge zu geben. Daher sei es wichtig die neu heranwachsende Führungsriege in die gängige Praxis der PR-Ethik einzuarbeiten und ihnen Selbstvertrauen zu vermitteln.
© Foto von Ben Blennerhassett