Zum Inhalt springen

Multikulti am Arbeitsplatz – interne Kommunikation in der Krise

Lesedauer: 3 Minuten

Eine internationale Belegschaft – Multikulti am Arbeitsplatz – fördert jedoch Missverständnisse und erschwert die interne Kommunikation in der Krise. Wie dieser Herausforderung begegnen?

ationalität, Sprache oder Religion bilden den kulturellen Hintergrund eines Menschen. Unsere Kultur prägt, wie wir die Welt sehen und Ereignisse einordnen. Sie beeinflusst die Motivation von Mitarbeitern sowie deren Mediennutzung und Krisenwahrnehmung. Multikulti am Arbeitsplatz stellt Unternehmen deshalb vor Herausforderungen – sowohl an Standorten im Ausland als auch im Inland. Experten bestätigen: Die interne Krisenkommunikation muss kulturelle Unterschiede der Beschäftigten berücksichtigen und an diese Sprache, Rhetorik, Medien und Botschaften anpassen. Acht dänische Manager, die vorwiegend in der internen Kommunikation multikultureller Unternehmen arbeiten, schilderten der Wissenschaftlerin Silvia Ravazzani von der Universität Aarhus ihre Erfahrungen. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Sprachbarrieren überwinden

Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern sprechen in erster Linie verschiedene Sprachen. Welche also für die interne Kommunikation nutzen? Nachrichten, die nicht in der eigenen Muttersprache verfasst sind, können leicht falsch gedeutet werden. Missverständnisse, entstanden durch Sprachbarrieren, sind daher ein Risiko, das in der Krise noch zunimmt. Selbst wenn sich eine gemeinsame Unternehmenssprache etabliert hat, sollten Kommunikationsverantwortliche wichtige Informationen übersetzen. Entscheidend ist, welche Sprachen die Mitarbeiter am besten verstehen. Bilder oder Videos machen Botschaften verständlicher und unterstützen die interne Kommunikation in der Krise.

Anpassung nach Maß

Kulturen Unternehmen International Interne KommunikationNeben Sprachbarrieren erschweren unterschiedliche Werte und Mentalitäten die Krisenkommunikation. Ein Befragter berichtete Ravazzani, dass die Mitarbeiter in der Krise täglich über den aktuellen Stand benachrichtigt worden seien. Während die europäische Belegschaft die Offenheit sehr geschätzt hätte, verschlechterte sich die Stimmung in den USA. Krise ist nicht gleich Krise. Aus Sicht der Experten erfordern manche Situationen mehr Anpassung als andere. Dazu gehören Umstrukturierungen, Unfälle und Reputationskrisen mit einer starken ethnischen oder religiösen Komponente. Eine solche Krise lösten die Mohammed-Karikaturen aus. Sie führten zu einem Boykott dänischer Produkte, von dem auch das Unternehmen eines der Befragten betroffen gewesen sei. Derartige kulturelle Besonderheiten müsse die interne Kommunikation in der Krise beachten und zum Beispiel muslimischen Mitarbeitern besondere Aufmerksamkeit schenken.

Nah am Mitarbeiter

Angepasste Krisenkommunikation setzt ein gutes Verständnis der Kultur des Gegenübers voraus. Stammen Kommunikator und Mitarbeiter aus derselben Kultur, verbessert das die Wirkung der Botschaften. Die befragten Experten vertrauen deshalb auf Kollegen vor Ort. Sie unterstützen deren Aktivitäten mit Richtlinien und anderen Materialien. Die Kollegen am ausländischen Standort kennen ihre Belegschaft am besten und teilen mitunter sogar denselben kulturellen Hintergrund. Sie bestimmen den Inhalt der Botschaften selbst und entscheiden, welche Sprachen und Kanäle sinnvoll sind. In der Krise reagieren sie daher schnell und effektiv.

Feedback einholen

Noch näher an den Mitarbeitern sind direkte Vorgesetzte. Ihre Erfahrung und enge Beziehung zum Team erleichtert den Austausch zwischen Unternehmen und Mitarbeitern. Gerüchte eindämmen, Lob und Kritik sammeln – so unterstützen Vorgesetzte im In- und Ausland die interne Kommunikation in der Krise. Die Kommunikatoren sollten aus dem Feedback und den kulturellen Besonderheiten einer kritischen Situation lernen. Die wichtigsten Erkenntnisse können sie in den Krisenplan aufnehmen, denn die nächste Krise kommt bestimmt.

15-06-03_Merke

  • kulturelle Unterschiede der Mitarbeiter in der Krise beachten
  • interne Kommunikation krisenabhängig anpassen
  • Sprachbarrieren z. B. mit non-verbalen Kommunikationsmitteln überwinden
  • lokales Personal mit Verständnis für die Kultur einsetzen
  • Feedback einholen und Krisenplan um kulturelle Komponenten erweitern
Methode-Button
  • Experteninterviews mit acht dänische Managern (7 x interne Kommunikation, 1 x HR Management) aus sieben großen Unternehmen verschiedener Sektoren (alle multikulturelle Belegschaften, 6 x Standorte im Ausland)
  • Auswahl durch Schneeballverfahren
  • Zusätzlich: Materialsichtung (z. B. Sprachregelungen, Newsletter, Mitarbeitermagazine und Videos)
  • Stärke: individuelle Erfahrungsberichte, wenig erforschtes Feld
  • Schwäche: keine Generalisierbarkeit, keine Mitarbeiterperspektive

📖 Weiterlesen: Ravazzani, S. (2016): Exploring internal crisis communication in multicultural environments. A study among Danish managers. Corporate Communications: An international Journal, 21(I), 73-88.

Autor/in

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Ihren Besuch stimmen Sie dem zu.