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Wissen vermitteln: Wie Expert:innen-Kommunikation richtig geht

Lesedauer: 4 Minuten

Key Facts
  • Verständlichkeit ist dem Publikum von Wissenskommunikation wichtiger als Kompetenz.
  • Je verständlicher, professionell und glaubwürdig die Expert:innen wirken, desto positiver beurteilt das Publikum die Expert:innen. 
  • Durch kurze Sätze, alltägliche Sprache und inhaltliche Strukturierung wirken Expert:innen verständlicher und kompetenter.

Expert:innen-Kommunikation mit Laien

Experti:innen-Kommunikation – an was denken Sie dabei? Eine Person in weißem Kittel in der Zahnpasta-Werbung? Autsch, hier müssen wir wohl noch mit Klischees aufräumen. Spätestens seit Beginn der Covid-19-Pandemie ist Wissenschaftskommunikation gefragter denn je. Mehr als eine Million Menschen verfolgen den Podcast Das Coronavirus-Update, in dem der Virologe Christian Drosten über die aktuelle Corona-Forschung informiert. Sogar mehr als die Hälfte der Befragten in einer Umfrage von Wissenschaft im Dialog geben an, dass sie sich für Forschung interessieren. 

Nur leider ist Wissenschaft für Laien oft abstrakt und komplex. Während Expert:innen spezielles Fachwissen haben, sind Laien fachfremd und trotzdem am Geschehen interessiert. Eine Lösung für das Problem könnten die Forscher:innen Monika Traddicken, Nina Wicke und Katharina Willems gefunden haben. In ihrem Experiment schauen die Studienteilnehmer:innen eine aufgezeichnete Expert:innen-Debatte und werden zu ihren Erwartungen und Beurteilungen gegenüber Expert:innen befragt. In diesen Ergebnissen stecken nützliche Tipps für jede:n, der erfolgreich Wissen kommunizieren möchte.

Verständlichkeit schlägt Kompetenz

Welche Erwartungen haben Laien an Expert:innen-Kommunikation? Überraschenderweise steht Kompetenz nicht an erster Stelle. In der Studie erwartet das Publikum der Expert:innen-Debatte vor allem eines: Verständlichkeit. Erst an zweiter Stelle nennen sie Aspekte von Kompetenz in Form von Professionalität und Glaubwürdigkeit.

Wer jetzt denkt, die Erwartungen des Publikums seien weniger bedeutsam, täuscht sich. Die Studie zeigt, dass diese Erwartungen als Bewertungskriterien dienen. Je verständlicher, professioneller und glaubwürdiger die Expert:innen wahrgenommen werden, desto positiver werden sie vom Publikum bewertet. Verständlichkeit ist also noch vor Kompetenz der wichtigste Erfolgsfaktor, den Fachleute in ihrer Kommunikation berücksichtigen sollten.

Verständlichkeit, aber wie?

Aus der Studie lassen sich einige Kriterien für Verständlichkeit ableiten. Verwenden die Expert:innen kurze Sätze, illustrierte Aussagen und alltagsnahe Beispiele, werden sie vom Publikum als besonders verständlich wahrgenommen. Dabei gelten Sätze mit neun Wörtern als optimal verständlich. Hier muss beachtet werden, dass die Expert:innen in der Studie audiovisuell kommunizieren. Durch die Flüchtigkeit auditiver Texte erscheint die geringe Wortanzahl bei komplexen Themen sinnvoll – meiner Meinung nach lässt sich dieses Kriterium aber nicht einfach so auf schriftliche Formate übertragen, da in Texten erst durch die Abwechslung von kurzen und langen Sätzen einen lesefreundlichen Rhythmus entsteht. 

Außerdem: Schluss mit dem Fachjargon. Anders als erwartet, haben Fachbegriffe eine deutlich negative Wirkung auf die Bewertung der Expert:innen. Fachleute sollten sich sowohl sprachlich also auch inhaltlich an ihrem Publikum orientieren. Nur so haben Fachfremde die Chance, komplexe Themen zu verstehen.

Die Expert:innen-Kommunikation der Zukunft

Egal ob in der Medizin, Politik oder Wissenschaft, die Kommunikation zwischen Fachleuten und Laien ist unabdingbar. Für erfolgreiche Wissensvermittlung sollten sich Expert:innen verständlich ausdrücken, sich in die Perspektive des Publikums hineinversetzen, einfache Sprache nutzen und strukturiert kommunizieren. Also liebe Expert:innen: Ihr Wissen ist wichtig, aber ohne verständliche Kommunikation wissen nur Sie davon.

Methode Symbol
  • In der Studie haben 65 Teilnehmenden eine aufgezeichnete, dialogorientierte Expert:innendebatte zum Thema „Autonomes Fahren“ angesehen. In der Debatte waren zwei Moderator:innen und drei Expert:innen (zwei Universitätsprofessoren und eine Fachreferentin).
  • Es wurden Echtzeitbeurteilungen und Befragungen der Teilnehmenden erhoben und analysiert. 
  • Limitationen: Die Studie beinhaltet eine Laborsituation und eine nicht-repräsentative Stichprobe, weshalb die Übertragbarkeit der Erkenntnisse kritisiert werden kann.
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Weiterlesen: Taddicken, M., Wicke, N., & Willems, K. (2020). Verständlich und kompetent? Eine Echtzeitanalyse der Wahrnehmung und Beurteilung von Expert* innen in der Wissenschaftskommunikation. M&K Medien & Kommunikationswissenschaft, 68, 50-72. 

AutorIn
Eva Dettki

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