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Arbeiten im Home-Office – Chance oder Risiko?

Lesedauer: 4 Minuten
Key Facts
  • Im Home-Office sind Beschäftigte mit vielen neuen Arbeitsanforderungen konfrontiert.
  • Selbstführungsstrategien können Beschäftigten dabei helfen, Beruf und Privatleben zu trennen und den Arbeitsalltag zuhause strukturiert und effektiv zu gestalten.
  • Es gibt keine allgemeingültigen Lösungen zur Selbstführung: Beschäftigte müssen individuelle Strategien finden.

Home-Office ist das neue Normal

Viele von uns haben im vergangenen Jahr mehr Arbeitszeit in den eigenen vier Wänden statt im Büro verbracht. Längst beschäftigen sich Führungskräfte und Beschäftigte deshalb nicht mehr mit der Frage, ob Home-Office möglich ist. Jetzt geht es darum, wie Beschäftigte am besten von zuhause arbeiten können.

Rebekka Maner, Ulrike Hellert und Conny H. Antoni veranschaulichen daher in ihrer Studie die neuen Arbeitsanforderungen im Home-Office. Sie untersuchten außerdem, mit welcher Strategie man diese Anforderungen bewältigen kann. Dazu befragten die Autor:innen der FOM Hochschule in Nürnberg insgesamt 27 Mitarbeiter:innen von IT-Unternehmen.

Neue Arbeitsanforderungen

Mit dem Home-Office werden Beschäftigte mit neuen Arbeitsanforderungen und Problemen konfrontiert. Dazu gehören beispielsweise Ablenkungen im eigenen Zuhause sowie das Gefühl, ständig für die Kolleg:innen erreichbar sein zu müssen. Besonders kritisch sehen die Befragten der Studie die räumliche und zeitliche Abgrenzung zwischen Arbeits- und Privatleben. Statt im Büro sitzt man plötzlich daheim am Küchentisch. Außerdem neigen viele Beschäftigten dazu, im Home-Office die kleinen Pausen zwischendurch auszulassen oder regelmäßig Mehrarbeit zu leisten. Die neuen Arbeitsanforderungen beinhalten daher nicht nur Freiheiten, sondern auch Risiken. Die Beschäftigten müssten deshalb eigenverantwortlich Arbeit und Freizeit voneinander trennen.

Die Lösung: Selbstführung

Laut den Autor:innen bietet sich Selbstführung besonders gut an, um die Vorteile des virtuellen Arbeitens zu nutzen und mit den Schwierigkeiten des Home-Office umzugehen. Selbstführung ist eine individuelle Bewältigungsstrategie, durch die Beschäftigte effizienter und erfolgreicher arbeiten. Hierbei sollen sich die Beschäftigten selbst motivieren, um ihre Ziele zu erreichen. Das funktioniert, indem sie sich beobachten und erinnern, sich Ziele setzen und sich am Ende auch selbst belohnen.

Wie manage ich mich selbst?

Die Strategie der Selbstführung können Beschäftigte einfach in ihren Home-Office-Alltag integrieren. Um sich erfolgreich selbst zu führen, helfen laut Maner und Kolleg:innen Selbstdisziplin, Selbststrukturierung und die Abgrenzung des Arbeitslebens zum Privatleben. 

Kleine Tipps zur Selbstführung könnten beispielsweise sein, sich morgens eine To-Do-Liste zu schreiben und diese im Laufe des Arbeitstages abzuhaken. Abends sieht man schwarz auf weiß, was man erreicht hat. Außerdem könnten Beschäftigte weitere Regeln für sich selbst festlegen: Feste Arbeitszeiten vorschreiben, während des Arbeitens Bürokleidung tragen oder ein eigenes Arbeitszimmer für das Home-Office einrichten. Alternativ kann auch ein separater Schreibtisch genutzt werden, an dem nur Büroarbeit und keine privaten Aufgaben oder Recherchen erledigt werden. Steht man von diesem Schreibtisch auf, ist der Arbeitstag vorbei und die Freizeit beginnt an. Daneben können sich Beschäftigte ein Geschäftshandy zulegen, sodass sie ihre private Nummer nicht an Kolleg:innen oder Kund:innen herausgeben müssen. Das Geschäftshandy kann dann abends und am Wochenende ausgeschaltet werden.

Selbstführung ist individuell 

Aber allein mit ein paar Tricks und Tipps lässt sich die Frage nach der effektiven Selbstführung dann doch nicht beantworten. Ob eine Strategie erfolgreich ist oder nicht, hängt nämlich sehr individuell von den Beschäftigten und ihren Rahmenbedingungen ab. Während den meisten Beschäftigten das Home-Office viel Freiraum bietet und von ihnen als sehr positiv wahrgenommen wird, birgt es für andere mehr Risiken.

 

Methode Symbol
  • Im Zuge der qualitativen Studie wurden 12 Leitfadeninterviews und zwei Gruppendiskussionen mit insgesamt 15 Personen durchgeführt.
  • Befragt wurden Mitarbeiter:innen, Personaler:innen und Geschäftsführende aus dem IT-Sektor
  • Kritik: Insgesamt wurden nur 27 Personen befragt, und die Erkenntnisse wurden nicht quantitativ überprüft. In welchem Ausmaß die Strategie der Selbstführung dabei hilft, die Arbeitsanforderungen zu bewältigen, wurde ebenfalls nicht untersucht.
 

Weiterlesen: Mander, R., Hellert, U., & Antoni, C. H. (2021). Selbstführungsstrategien zur Bewältigung von Flexibilitätsanforderungen digitaler Arbeit mit hohem Zeit- Orts- und Handlungsspielraum – eine qualitative Studie. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 52(1), 163–171.

 

AutorIn
Maike Haala

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