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Talent ja – Bezahlung nein?

Lesedauer: 2 Minuten

Die widersprüchliche Rolle von Praktikant:innen in der PR

Was passiert, wenn Talent vorhanden ist, aber die Bezahlung ausbleibt? Die aktuelle Studie von Joseph Giomboni (2024) zeigt: In der PR-Branche geraten Praktikant*innen immer häufiger in eine widersprüchliche Rolle. Zwischen Erwartung und Realität klafft eine Lücke – denn was als Karriereeinstieg gedacht ist, dient oft nur noch der Kostenersparnis. Besonders unbezahlte Praktika übernehmen Aufgaben, für die früher feste Stellen vorgesehen waren – ein Trend, der berufliche Entwicklung erschwert.

Eine Branche im Umbruch

Was früher als Sprungbrett für ambitionierte Nachwuchstalente galt, erscheint heute oft als günstige Lösung im Personalmanagement. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten ist die Zahl der unbezahlten Praktika spürbar gestiegen – mit dem Ergebnis, dass Aufgaben, die einst festen Stellen vorbehalten waren, nun von Praktikant;innen übernommen werden.

Die aktuelle Studie von Joseph Giomboni, erschienen 2024 in Public Relations Inquiry, nimmt sich eines Themas an, das vielen jungen Berufseinsteiger:innen vertraut sein dürfte: PR-Praktika. Auf Basis einer Textanalyse von 55 Artikeln aus dem US-Fachmedium PR News deckt er auf, wie sich die Erwartungen an Praktikant:innen gewandelt haben.

Wenn aus Lernen Ausbeutung wird

Eigentlich sollen Praktika in der PR Branche jungen Talenten den Einstieg erleichtern – doch in der Realität zeigen sich oft ganz andere Strukturen. Viele PR-Agenturen nutzen Praktikant:innen, um bezahlte Einstiegsjobs zu ersetzen. Statt echter Lernmöglichkeiten übernehmen sie einfache Verwaltungsaufgaben, oft unbezahlt. Besonders problematisch: In manchen Fällen stemmen ganze Teams von Praktikant:innen Aufgaben, für die früher feste Stellen vorgesehen waren.

Skills alleine reichen nicht

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Auch wenn Praktikant:innen über ein hohes Maß an Fachkenntnissen verfügen – sei es in Medienarbeit, Textproduktion oder im Umgang mit Tools und digitalen Plattformen – bedeutet das nicht automatisch, dass sie als gleichwertige Mitglieder im Team Aufgaben zugeteilt bekommen. 

Dies führt zur systematischen Fehlklassifikation von Praktikant:innen. Besonders betroffen sind unterrepräsentierte Gruppen: insbesondere Studentinnen, die unbezahlte und oft ungerechte Bedingungen häufiger akzeptieren und damit strukturelle Ungleichheiten weiter verstärken.

Fazit: Einblicke statt Klischees

Giombonis Studie bricht mit gängigen Klischees über PR-Praktika als reinen Kaffeekochen-und-Kopieren-Alltag. Stattdessen wird deutlich: Die Rolle von Praktikant*innen in der PR-Branche ist ambivalent. Ursprünglich als Sprungbrett in den Beruf gedacht, werden sie zunehmend als günstige Ersatzkräfte für bezahlte Einstiegsstellen eingesetzt. Besonders unbezahlte Praktika dienen vielen Unternehmen dazu, administrative Aufgaben abzufangen – auf Kosten der Fairness und beruflichen Entwicklung. Während manche Programme echte Lernräume bieten, verfestigen andere ein System, in dem Arbeit ohne Lohn zur Norm wird.

TOP 3
HANDLUNGS EMPFEHLUNG

1. Praktikant:innen werden zunehmend als günstige Ersatzkräfte, statt als Nachwuchstalente eingesetzt – insbesondere in unbezahlten Praktika, die ursprünglich als Karrieresprungbrett gedacht waren.

2. Die berufliche Entwicklung bleibt auf der Strecke, da echte Lernmöglichkeiten fehlen und viele Praktikant:innen nur einfache, administrative Aufgaben übernehmen.

3. Strukturelle Ungleichheiten werden verstärkt, da vor allem unterrepräsentierte Gruppen wie Studentinnen häufiger unbezahlte und ungerechte Bedingungen akzeptieren.

Autor:innen: Joseph Giomboni

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